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Der weltgrößte Gasproduzent mit einem Pipeline Netz von fast 200.000 Kilometern kann auf ein sehr gutes Geschäftsjahr zurückblicken und doch ist die Gazprom Aktie seit 10 Jahren in einen scheinbar unüberwindbaren Abwärtstrend gefangen. Doch trotzdem glaube ich nicht, dass die derzeitige sehr niedrige Bewertung noch lange anhalten wird. Im Folgenden werde ich erläutern warum ich der Meinung bin, dass Gazprom eine der günstigsten Unternehmen überhaupt ist, auch wenn gewisse Rahmenbedingungen alles andere als gut sind.

Ich halte derzeit Gazprom Aktien, versuche Ihnen aber trotzdem möglichst neutral meine Meinung darzustellen, nachdem ich Gazprom auch als eine der besten Aktien 2018 genannt habe.

Das Gazprom Netz

Gazprom besitzt das größte Pipeline Netz der Welt. Man produziert die größte Menge an Erdgas und kann auf die größten Erdgasreserven der Welt zurückgreifen. Zu Gazprom gehören u. a. (zum Großteil) ebenfalls die Ölraffinerien Gazprom Neft und Slavnef, sowie die Krafwerkunternehmen OGK-2 und Mosenergo. Man bezeichnet sein System selbst als UGSS (Unified Gas Supply System) von Russland. Ein System zur Gasproduktion, -verarbeitung, -übertragung, -speicherung und -verteilung im europäischen Russland und in Westsibirien

Die offizielle Übersicht des Gazprom Pipeline Netzes und Produktionsstätten:

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„Das Bild zur Gazprom Aktie wurde entfernt

 

Starkes Fundament

  • Russlands Gasexporte nach Europa stiegen 2017 laut Gazprom um 8,1 % auf den Rekordwert von 193,9 Mrd. cm³.
  • Weitere Steigerungen des Gasverbrauchs in Europa sind wahrscheinlich.
  • Insgesamt stieg die Gasproduktion von Gazprom 2017 auf 471 Mrd. cm³.
  • Große Marktchance in China

Und jetzt zu den wirklich spannenden Zahlen (ich beziehe mich auf den IFRS Quartalsabschluss vom 30 September 2017 zum aktuellen EUR-Wechselkurs am 9.1.2018):

  • Marktkapitalisierung von ca. 50 Milliarden €. Im Vergleich dazu ExxonMobil: 300 Milliarden €. Shell 234 Milliarden €. Chevron 200 Milliarden €
  • In den ersten 9 Monaten 2017 hatte man bereits einen Umsatz von 68 Mrd. € (Anstieg zum Vorjahr etwa 7 %)
  • Angegebener Nettobuchwert zum Ende September 2017 ca. 175 Mrd. €
  • Cashbestand verminderte auf Jahressicht durch hohe Investitionen um ca. 45 % auf 7,3 Mrd. €
  • Durch Großprojekte: TurkStream, Power of Siberia, Nord Stream 2 stiegen die langfristigen Schulden auf fast 8 Mrd. €
  • Gewinn in den ersten 9 Monaten 2017 ca. 8 Milliarden €
  • Derzeitiges KGV von ungewöhnlich niedrigen 4
  • Große Beteiligungen an diversen Unternehmen. U. a. Wintershall AG mit 49 %
  • Dividende soll wegen hohen Investitionsausgaben bis 2019 auf aktuellem Niveau verbleiben. Bei derzeitigen € Kurs ca. 22 cent je ADR Aktie
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Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Gazprom operativ sehr gute Arbeit leistet. Die Bilanz wird jedoch enorm durch hohe Investitionen belastet. Deshalb ergibt sich eine Erhöhung von Schulden und Reduzierung des Cashbestandes.

Fundamental gibt es derzeit extrem selten ein auf den ersten Blick so günstig bewertetes Unternehmen. Die Gazprom Aktie hat derzeit ein KGV von ca. 4, was derzeit seines gleichen sucht. Vergleicht man Gazprom mit anderen Energieriesen, so scheint es als wäre die Gazprom Aktie bewertet wie eine Pommesbude…

Doch es gibt ein (riesiges?) Problem.

 

Das russische „Problem“

Gazprom ist ein Staatskonzern. Die russische Föderation hält über 50 % der Gazprom Aktien und kann dadurch völlig über Gazprom entscheiden. So „spendet“ Gazprom jedes Jahr an staatsnahe Institute hohe Summen an Geld. So rechnet man 2017 mit ca. 400 Millionen € an Zuwendungen, die zur Wertherstellung von Gazprom nichts beitragen. Das kann keinem Aktionär gefallen.„Bild

Zusätzlich gibt Gazprom in Russland sein Gas nahe vom Selbstkostenpreis ab. So ensteht der Gewinn hauptsächlich durch die Exporte.

Großprojekte, wie die neue Nord Stream 2, die Europa mit Gas versorgen soll, stehen wegen politischen Machtspielen auf der Kippe. Dadurch, dass Deutschland eine Schlüsselrolle dabei vertritt, derzeit aber noch keine geschlossene Regierungskoalition vorweisen kann, wird sich die Entscheidung, ob das Großprojekt Nord Stream 2 gebaut werden darf, weiter verzögern.

Nebenbei hat man ein, meines Erachtens, unnötig teures Hauptquartier in St. Petersburg errichtet. Die Kosten betragen ca. 1,7 Mrd. €. Und das in Zeiten von enorm hohen Investitionen, wo das Geld gebraucht werden würde.

 

Gazprom als Konzern leidet offensichtlich deutlich unter der Herrschaft Putins. Mit weiteren geopolitschen Problemen ist ebenfalls zu rechnen. Dies ist vermutlich einer der Gründe warum sich die Gazprom Aktie seit Jahren nicht wirklich positiv entwickeln kann. Dazu kommen noch einige weitere Gegebenheiten…

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Zusätzliche negative Rahmenbedingungen:

Russische Sanktionen

Die EU beschließt seit 2014 ständig neue Sanktionen gegen Russland aufgrund der Ukraine Situation. Diese beinhalten auch ein Verbot von einigen Dienstleistungen im Energiesektor und damit betreffen die Sanktionen auch direkt Gazprom. Am 28.06.2017 wurden die sektoralen Wirtschaftssanktionen bis zum 31.01.2018 verlängert.

Die genauen Sanktionen gegen Russland sind hier nachzulesen

 

Abhängigkeit vom Ölpreis

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Der für Gazprom sehr wichtige Gaspreis ist stark abhängig vom Ölpreis. Dieser ist bekanntlich seit 2014 stark zurückgegangen, befindet sich aber in den letzten Monaten auf stabilen Erholungskurs. Sollte sich der Trend fortsetzen wird auch Gazprom davon profitieren.

ADR Aktien

Dass bei uns nur die ADR (American Depository Receipts) Aktien, also Zertifikate von amerikanischen Banken gehandelt werden, sollte bei der Gazprom Aktie nicht unerwähnt bleiben. So entspricht eine ADR Aktie zwei „richtigen“ Gazprom Aktien. Die ADRs werden behandelt wie amerikanische Aktien. Zusätzlich berechnen die ausgebenden Banken eine Gebühr bei der Auszahlung von Dividenden. Insgesamt halte ich eigentlich nichts von ADR Aktien, da man sich nur zusätzliche Nachteile aufbürdet, aber da mir ein Handel an der russischen Börse leider nicht möglich ist, gibt es für mich keine andere Möglichkeit Gazprom Aktien zu erwerben.

Russischer Rubel

Wenn man die Gazprom Aktie kauft wettet man gleichzeitig auf den russischen Rubel. Sinkt der Rubelkurs sinkt auch „unser“ Gazprom Aktienkurs in €. So wettet man auch indirekt auf eine stabile russische Wirtschaft.

 

Fazit Gazprom Aktie

Wäre die Gazprom Aktie in z. B. Deutschland gelistet, ein europäisches Unternehmen und weniger von politischen Einflüssen betroffen, hätten wir vermutlich Kurse von weit über 10 €, wenn man die Bewertung mit den anderen Energieriesen vergleicht.

Die Rahmenbedingungen bestimmen bei Gazprom das Risiko. Da ich als Fundamentalist trotzdem positiv für die Zukunft der Gazprom Aktie gestimmt bin, halte ich die Aktien trotzdem weiter, auch wenn es noch lange dauern kann bis es sich lohnt…

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