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Der Daimler Konzern bekommt aktuell die volle Breitseite an medialer Gewalt ab. Der Abgasskandal ist voll intakt und teure Rückrufe sind unvermeidbar. Nebenbei heizt der amerikanische Präsident Spekulationen über einen Handelskrieg an. Dieser könnte das USA-Geschäft mit Zöllen auf importierte Automobile massiv belasten und eine echte Daimler Krise auslösen. So heißt es zumindest in einigen Medien. Es ist nur logisch, dass bei diesem Gegenstrom an medialer Kritik die Daimler Aktie ordentlich nachgeben musste. Doch ist tatsächlich alles so schlimm, wie es dargestellt wird oder bietet die Situation eine gute Chance?

Ich halte Daimler Aktien

Das USA-Geschäft

Doch wie stark ist Daimler überhaupt von den USA abhängig? Im Rekordjahr 2017 verkaufte man 2,4 Millionen Fahrzeuge weltweit. 15,48 % davon in den USA. In Tuscaloosa befindet sich ein Daimlerwerk für PKWs mit 3700 Mitarbeitern, wo die Modelle GLE, GLS und die C-Klasse für Nordamerika produziert werden. Dazu kommt noch ein Ausbau in den folgenden Jahren, der für die Produktion von Elektro PKWs sorgen soll. Interessant dabei ist, dass man 2017 286.000 Fahrzeuge dort produzieren konnte, wovon 30 % direkt inländisch verkauft worden sind. Im Falle von tatsächlichen Zöllen, wäre es nahe liegend die beliebtesten USA Modelle verstärkt dort produzieren zu lassen und bei Möglichkeit die Produktionslinien anzupassen. Den PKW Markt könnte man damit etwas auffangen. Immerhin wurden 2017 insgesamt nur 338.000 PKWs in den USA verkauft.

Das Daimler Werk in Tuscaloosa Bildquelle: Daimler

Problematik USA

Problematisch ist dagegen das Truckgeschäft, wo die USA der größte Markt sind. Man betreibt in diesem Bereich jedoch bereits 14 Produktionsstätten in Nordamerika. Genauso ist Daimler Financial Services stark von den USA abhängig. Doch auf diesen Geschäftsbereich sollten sich die Zölle nur indirekt auswirken.

Daimler Nordamerika Bildquelle: Daimler

Bedenklich ist Trumps Aussage, dass man Daimler vom US Markt aussperren will. Das wird laut Schätzungen aber nicht möglich sein. Der Markforscher Autodata geht davon aus, dass 30 % der verkauften Kraftfahrzeugen vor Ort produziert werden. Dieser Anteil sollte also in jeden Fall von den Zöllen verschont bleiben. Optimal wäre, wie bereits oben erwähnt, eine Erweiterung inländisch produzierter Fahrzeuge.

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Fundamentale Überlegung

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Angenommen der Absatz würde durch Zölle um diese 70 % importierter Wagen fallen. So würden 12,15 Milliarden USA Umsatz verbleiben. Bei einem stabilen übrigen Markt würden so weiterhin etwa 136 Milliarden Konzernumsatz verbleiben. Meines Erachtens würde selbst dieses Worst Case Szenario zu keiner echten Daimler Krise führen. Aber sehr wohl zu einem starken Gewinnrückgang. Doch ist das nicht bereits in der Aktie enthalten?

Die Aktie hat aktuell ein KGV von ca. 6 und notiert unter dem Buchwert je Aktie von etwa 61 €. Derart günstige Aktien findet man aktuell selten. Sollte die Dividende auf aktuellen Niveau verbleiben ergibt sich sogar eine Dividendenrendite von 6,5 %. Es sollte also einiges an negativen News im Aktienkurs eingepreist sein.

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Das wahre Risiko

Das höchste Risiko sehe ich aktuell in Einmaleffekten durch Strafzahlungen oder Rückrufen. Vor allem bezüglich des Dieselskandals in den USA hat man bei Daimler noch verdächtig wenig gehört, während in Deutschland bereits Rückrufe anstehen. Möglich ist eine noch ausstehende hohe Milliardenzahlung in den USA. Diese würde die finanzielle Position von Daimler massiv schädigen. Dieses Risiko ist die wahre Daimler Krise aktuell, resultierend aus der Unsicherheit. Nebenbei werden mittelfristig die steigenden Zinsen zu stagnierenden oder rückläufigen Verkäufen führen.

 

Branchenveränderung und Forschung

Fraglich bleibt weiterhin, wer die Elektrifizierung seiner Automobile gut voranbringt. Die Partnerschaft mit Geely sorgt für Fantasie, genau wie die das Daimler Lab1886. Der eher unbekannte Bereich von Daimler forscht in diverse Segmente, die in Zukunft wichtig werden könnten, wie z. B. mit Beteiligungen an Volocopter, die sich auf Flugtaxis spezialisiert haben. Dass in der Innovationsschmiede tatsächlich gute Ideen hervorgehen können, zeigte man mit Car2Go. Es besteht also auch neben der Elektrothematik Potential. Wer jedoch bei Elektroautos Schlussendlich den größten Marktanteil besetzen kann, wage ich aktuell nicht abzuschätzen. Wie auch andere Autobauer scheint sich Daimler in diese Riege mit der EQ Serie gut zu positionieren.

Der Stern als weltbekanntes Logo.

Daimler Krise als Chance?

Ich halte derzeit noch eine Position in Daimler, da ich für die Zukunft relativ zuversichtlich bin. Jedoch würde ich aktuell mit einem Einstieg bzw. Nachkauf abwarten, da die Aktie schnell mit negativen Meldungen, die nicht ganz unwahrscheinlich sind, in den Abgrund gezogen werden kann. Doch sollte man beim vielleicht kommenden Handelskrieg nicht das alte aber sehr wahre Sprichwort vergessen:

Politische Börsen haben kurze Beine.

Trump wird nicht für immer Präsident bleiben und die Auswirkungen auf Daimler werden nicht so gravierend sein wie von vielen dargestellt.

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