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Um die Jahrtausendwende redete man immer gerne vom “neuen Markt”. Die deutsche Börse taufte ein Segment ihres Geschäfts in der neue Markt und führte damit zu viel Gesprächsstoff. Doch bekanntlich ist der neue Markt so schnell gegangen wie er gekommen war, doch nun fast 20 Jahre später hat sich vieles geändert. Vielleicht sogar so viel, dass die Bezeichnung für die aktuellen Jahre tatsächlich passend wäre. Immerhin kann man die Jahrtausendwende als Einleitung einer wahren Technologierevolution ansehen, die sich auch auf die Börse auswirkt/e. Doch alles nach der Reihe…
Inhaltsverzeichnis
Geld verschiebt sich von Aktiv auf Passiv
Die relativ jungen “Erfindungen” der Finanzbranche kommen bei Privatanleger besonders gut an: Die Exchange Traded Funds. Die Gründe scheinen offensichtlich. Weniger Gebühren, bei historisch gesehen stabileren Renditen als bei aktiven Fonds. Wer hätte das denn geglaubt, sogar deutsche Anleger nehmen die Produkte gerne an. So erreichen wir in Deutschland bereits ein ETF-Anlagevolumen von über 14 Milliarden €. Eine ordentliche Summe für ein Volk, welches die Börse meidet wie kaum ein anderes Industrieland. Dieser Trend scheint sich sogar weiter fortzusetzen. Einen nicht geringen Beitrag dazu werden zwar die niedrigen Zinsen haben, aber was hat die Verschiebung des Geldes von Aktiv auf Passiv für Auswirkungen?
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Kritiker schreiben den ETFs bereits beim nächsten Crash eine Verstärkung des Tempos nach unten zu. Genauso betitelt man in ETFs angelegtes Geld gern als “dumm”. Es werden damit Unternehmenskurse in die Höhe gehoben, nur weil sie im entsprechenden Index sind. Eine substanzielle Entwicklung fehlt häufig. Es werden Unternehmenspakete verkauft, in denen ebenso faule Eier enthalten sind. Das ist zwar einerseits auch der Sinn von ETFs ohne explizite Auswahl den Index abzubilden doch die Positionen dahinter dürfen hinterfragt werden. Der neue Markt wenn es ihn denn gibt, wird weiterhin passives Geld anziehen und einige aktive Fonds in Vergessenheit geraten lassen.
Trotzdem sollte man erwähnen, dass das gesamte Fondsvolumen noch über 41 Billionen Euro beträgt und das ETF Volumen nur etwa lächerliche 5 Mrd. €.

Wolkenkratzer sind häufig Ursprungsorte vom Hochfrequenzhandel.
Der neue Markt der neue Algorithmus
Die aktuell häufig starken Schwankungen nach bestimmten Meldungen, wie Zinsschritten, Konjunkturdaten usw. werden häufig den Algorithmen am Finanzmarkt zugeschrieben. Kritiker betiteln den Computerhandel bereits als unkontrollierbar und gefährlich. Täglich kann man vor allem bei kleineren Titeln beobachten, dass sich zwei, drei Banken gegenseitig die Aktien zu”schieben”. Meist spielen fundamentale Daten und Zukunftsperspektiven eines Unternehmens spielen dabei absolut keine Rolle. Das einzige was zählt ist Schnelligkeit.
Die sogenannten “High-Frequency-Trader” schreiben heutzutage bei einigen Titel fast im Alleingang ein volles Orderbuch. Klar ist, dass diese Trader keine Menschen in dem Sinne sind. Es sind Programme. Programme und Algorithmen, die einzig zu dem Zweck erstellt worden sind, neue Kennzahlen und Nachrichten in Mikrosekunden auszuwerten und entsprechend zu reagieren. Der Tag nach der Trumpwahl und dem Brexitvotum sind gute Beispiele. Sind Sie der Meinung, dass der anfängliche Kurssturz in diesem Ausmaß tatsächlich von menschlichen Anlegern ausgelöst wurde? Nur um Stunden darauf die Kursverluste wieder aufzuholen? Ich habe Zweifel daran und glaube an andere (maschinelle) Hintergründe, die uns der neue Markt noch öfters präsentieren wird.
Sogar Goldman Sachs Analysten zeigen sich skeptisch äußern Zweifel (siehe Hier):
Die zunehmende Häufigkeit der Flash Crashes in vielen wichtigen Märkten könnte ein Frühwarnzeichen dafür sein, dass mit dem aktuellen Zustand der Liquidität an den wichtigen Börsenplätzen etwas nicht stimmt
Teuerste Unternehmen teure Technik

Unendliches Wachstum ist nicht möglich? Die Technikkonzerne scheinen die Regeln zu ändern.
- Apple
- Alphabet
- Microsoft
- Amazon
Diese fünf Techkonzerne haben die höchste Marktkapitalisierung der Welt. Einzig Apple verdient das meiste Geld mit dem Verkauf von physischen Gegenständen, dem IPhone. Die anderen sind in erster Linie reine Softwarekonzerne bzw. Werbekonzerne. Diese fünf Konzerne sind zusammen aktuell über 3 Billionen Dollar wert. Das ist fast so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt von ganz Deutschland!
Alle Konzerne außer Facebook sind Überlebende des neuen Marktes der Jahrtausendwende. Der Erfolg von Ihnen scheint keine Grenzen zu haben, dies ist auch zunehmend den Wettbewerbshütern ein Dorn im Auge. So besitzen alle dieser 5 Konzerne in einem bestimmten Segment nahezu eine Monopolstellung. Dafür werden sie regelmäßig kritisiert. Doch sind die Konzerne tatsächlich die nachhaltigen “Weltmächte”? Es fließt über diverse ETFs immer mehr Geld in die Aktien dieser Konzerne. Doch wie viel sind sie tatsächlich wert? Einzig Apple verzeichnet in Relation zu Bewertung relativ viel Gewinn, bei den anderen Konzernen sieht es eher so aus als wäre starkes Wachstum eingepreist. Wird der neue Markt noch weitere Tech Riesen hervorbringen oder werden diese Giganten ihr Geschäft weiter hoch skalieren können?