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Während sehr viele Aktien 2018 negative Rendite bescherten, hat die ProSiebenSat1 Aktie einen regelrechten Crash hingelegt. Sie brach um gut 50 % ein. Und das obwohl das Geschäft weiterhin mäßig verläuft, mit lediglich sinkenden Umsatz. Dass hohe Erwartungen die Ursache des Kursrückgangs waren, ist wahrscheinlich. In den letzten Reden des CEOs waren stets ambitionierte Umsatzziele im Fokus. Doch dass nun statt höhere Umsätze ein Rückgang im Raum steht, war offensichtlich für viele Aktionäre ein Schlag ins Gesicht.

Hat man das Geschäft verschlafen?

Immer wieder liest man davon, dass das Unternehmen den Trend hin zum Streaming verschlaffen hätte und nun die Rechnung zu tragen habe. Das TV Geschäft stagniert bis abflacht und die Gewinne sind rückläufig. Genauso befindet man sich mitten im Konzernumbau. Man gibt für die aktuell hohe Kostenbelastung hauptsächlich die Umstrukturierung durch den Verkauf von Tochterunternehmen 7NXT, Comvel und extraveli als Grund an. Mit 7TV will man eine Plattform mit exklusiven Filmen, Serien und Events schaffen. Der Wachstumstreiber soll die Nucom Group darstellen. Diese vereint Partnersuchanbieter ineinander.

Eine Richtung schlägt man mit den Red Arrow Studios ein, die Eigenproduktionen vorantreiben sollen. Diese Handlungsweisen bemerkt man ebenso bei der Maxdome-Konkurrenz Netflix. Langfristig verspricht man sich davon eine höhere Profitabilität. Die ProSiebenSat1 Aktie zeigt aber, dass Aktionäre aktuell langfristig eher pessimistische Aussichten vertreten. Um das Wachstum zu finanzieren schraubte man die Auszahlungsrate der Dividende auf 50 % nach etwa 80-90 % zuvor herunter.

ProSiebenSat1 Aktie

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Was wird sich der Kunde von Morgen ansehen? Ist das Fernsehen vernachlässigbar?

Das Ziel und die Realität

Im Folgenden der Ausblick in Gegenüberstellung mit der aktuellen Realität. Daten stammen von der offiziellen Q3 Präsentation siehe hier.

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Stand Q3 2018 voraussichtlich 2023
Umsatz 4 Milliarden € 6 Milliarden €
Adjusted EBITDA 1 Milliarde € 1,5 Milliarden €
Marktkapitalisierung 5 Milliarden € ungewiss

Man will den Umsatz also bis 2023 um optimistische 50 % erhöhen. Interessanterweise hat man aktuell lediglich eine Marktkapitalisierung von 3,3 Milliarden €.  Würde man das selbst gesetzte Ziel erreichen, könnte man  bei 1,5 Mrd. EBITDA mit einem Gewinn von etwa 700 Millionen Euro rechnen. Entsprechend läge das zukünftige KGV beim derzeitigen Kurs bei knapp 5. Wobei Aktienrückkäufe stattfinden, die entsprechend das KGV weiter reduzieren.

 

ProSiebenSat1 Aktie Fundamental

Womit wir zum wichtigsten Punkt kommen. Wie attraktiv ist die ProSiebenSat1 Aktie zum aktuell scheinbar günstigen Preis? Der Umsatz sinkt leicht, der Gewinn ebenso und die Verschuldung steigt deutlich. Scheinbar kein guter Ausgangspunkt für den Einstieg. 2018 kann man von einen Gewinn je Aktie von etwa 1,90 € ausgehen, was einen KGV von etwa 7,6 entsprechen würde. Auch bezüglich Dividendenrendite sieht die Aktie interessant aus. Auch wenn die Ausschüttung deutlich reduziert wird, kann man weiterhin mit gut ca. 90 Cent je Aktie rechnen. Das wäre aktuell eine starke Rendite von 6,2 Prozent. Eine teure Bewertung sieht anders aus. Doch der Konzern befindet sich in der Umbruchsphase und die Kritik der Anleger ist berechtigt. Warum findet der Entschluss erst jetzt statt, wo der Umsatz zu sinken beginnt. Warum wurden diese Schritte nicht schon längst eingeleitet. Dies wirft die Frage auf, ob man tatsächlich in der Lage ist die ambitionierten Ziele nur ansatzweise zu erreichen. Dabei passt das Zitat von investor.com recht gut:

THE TV ADVERTISING INDUSTRY IS
FACING DECADE-LONG CHALLENGES.
TRANSFORMATIONAL CHANGES
NEED TO BE CONSIDERED

Der Trend weg vom Fernsehen hin zum Streaming wird sich fortsetzen und das Unternehmen ist in diesem Bereich aktuell noch etwas schwach aufgestellt. Ob man damit mit den neuen Eigenproduktionen und eigenen Plattformen Fuß fassen kann bleibt fraglich. Immerhin steigen 2019 auch Disneys, Warner und Apple ins Streaminggeschäft ein, was die Menschen weiter vom “traditionellen” Fernsehen weglocken dürfte. Bleibt dabei noch Platz für ProSiebenSat1? Vermutlich besteht im restlichen E-Commerce bzw. der Nucom Group mehr Potential. Mit Verivox und der mydays Group hat man namhafte Adressen im Portfolio.

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Gegen und Rückenwind

Genau hier sehe ich das Problem. Der Konzern hat sicherlich einige interessante Wachstumsmöglichkeiten in den Bereichen E-Commerce. Doch das rückgängige TV Geschäft wird zunehmend zur Belastung werden. Meiner Ansicht nach wäre eine Aufspaltung des Konzerns der beste Weg um sich klar auszurichten. Aktuell scheint es mir, dass man sich in zu viele Richtungen engagiert und man nicht genau weis womit man tatsächlich Erfolg haben wird. Ob CEO Conze, der seit Juni 2018 das Amt ausüben darf den Umbruch erfolgreich vollziehen kann ist fraglich. Als ehemaliger CEO von Dyson konnte er zumindest den Umsatz verdreifachen.

Hervorzuheben ist jedoch seine offensichtliche Zuversicht. So kaufte er 2018 bereits 164.275 Aktien des Konzern. Auch andere Vorstands und Aufsichtsratsmitglieder kauften ordentlich hinzu. Vielleicht ist der Vorstandswechsel genau das was man braucht um auf neue Höhen zu klettern.

ProSiebenSat1 Aktie – Mein Fazit

Das Unternehmen hat durchaus interessante Geschäftsbereiche und ist alles andere als hoch bewertet. Doch die steigende Verschuldung und schwächelnde operative Geschäftssituation, zeigen dass P7S1 einen Umbruch braucht. Ein Umbruch hin zu Gebieten, wo die schier übermächtige Konkurrenz bereits lauert. Doch sollte sich zeigen, dass man sich hier nur ansatzweise behaupten kann, ist die Aktie eine hervorragende Chance. Ich werde den Konzern genau beobachten.

 

Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.

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