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2008 war der Unmut über die Finanzbranche über deren Handlungsweisen groß und es wurde Kritik von allen Seiten, sowohl gegenüber den Banken als auch dem Umgang der Politik damit, geäußert. Ein findiger Österreicher hat dazu ein hervorragendes Börsengedicht namens “Wenn die Börsenkurse fallen” verfasst. Ursprünglich hieß es, dass das Gedicht von Kurt Tucholsky im Jahre 1930 verfasst wurde. Dies erwies sich jedoch im nachhinein falsch. Der wahre Urheber und Schreiber war der Österreicher Richard Kerschhofer aus Wien. Wir danken ihm in diesem Sinne für das folgende Gedicht, welches heute aktueller kaum sein könnte und wünschen Ihnen viel Freude!

Wenn die Börsenkurse fallen – das Börsengedicht

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,

und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft’s hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

Richard Kerschhofer (*1942), 2008

 

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