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Durch die starke Abwertung der Leoni Aktie erregt der Konzern aktuell die Aufmerksamkeit von Fundamental-orientierten Anlegern. Wenn es nach den Aktienkurs ginge, könnte man meinen, dass der Konzern kurz vor dem Aus steht. Die Aktie verlor 2019 bereits mehr als 50 Prozent seines Wertes und ein Trendwechsel scheint nicht in Sicht. Doch ist das Ganze nun eine gute Gelegenheit oder bekommt es der Konzern tatsächlich noch mit größeren Problemen zu tun? Immerhin notiert die Leoni Aktie weit unter den eigentlich ausgewiesenen Buchwert und nahe den Stand um der Finanzkrise 2009. Meine Ansicht dazu im Folgenden:
Inhaltsverzeichnis
Verkaufen, verkaufen und verkaufen
Das ist die Ansicht der Analysten. Kein einziges Buy Rating konnte die Aktie in den letzten Monaten für sich beanspruchen. Größtenteils stehen die Zeichen auf Sell und manchmal noch auf Hold. Doch der Absatzrückgang bei Autoherstellern und die sehr mäßigen Aussichten setzen Leoni zu. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Man erwähnte sogar, dass man 2019 mit einen negativen Ergebnis abschließen könnte. Im ersten Quartal 2019 erzielte man bereits einen Verlust von 139 Millionen Euro. Doch sind darin viele Einmalkosten enthalten. Mit den Programm VALUE 21 will man sich nun für die Zukunft stark positionieren. In erster Linie stehen nun Personalabbau und Umstrukturierungen des Konzerns auf den Plan. Doch reicht das? Der Umsatz ist ebenso in allen relevanten Bereichen rückläufig und Analysten betonen die gravierenden Auswirkungen, die eine Verschärfung des Handelskriegs haben könnte. Vor allem jetzt, wo Gewinne bei Leoni fehlen.

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Schafft Leoni den Turnaround in der angeschlagenen Autobranche?
Wahrer Wert?
Fundamental angehauchte Anleger betonen gerne den Buchwert. Dieser beträgt aktuell 955 Millionen. Bei einen Kurs von aktuell ca. 14 € entsprechend einer Marktkapitalisierung von nur 460 Millionen kann also behauptet werden, dass eine Leoni Aktie einen “wahren Wert” von über den Doppelten habe. Es steht also ordentlicher Pessimismus im Raum. Häufig ist auch die Rede einer anstehenden Kapitalerhöhung in Kombination einer starken Verwässerung der bestehenden Aktien. Das liegt unter anderem an den geringen Barmitteln in Höhe von nur 120 Millionen Euro. Doch dazu sollte man die freien Kreditlinien hinzuaddieren, welche angeblich 620 Millionen Euro betragen. Dieses Kapital sollte noch einige Zeit ausreichen, wenn die Konjunktur einigermaßen stabil bleiben würde.
Das Problem: Augen zu und durch?
Leoni steckt in einer Krise, das ist kein Geheimnis. Es braucht eine gravierende Umorientierung für die Zukunft. U. a. auf die Elektromobilität. Selbstverständlich braucht es dort ebenfalls Bordnetzwerke, die Leoni zur Verfügung stellen kann. Doch auch da lauert starke Konkurrenz, wie vom Privatunternehmen Dräxlmaier, die ebenfalls die deutschen Autobauer beliefern und ähnliche Produkte anbieten.
Doch das meiner Ansicht nach Bedenkliche sind die Aussagen und Handlungen des Vorstandes. Allen voran der weiterhin unbegründete Austritt des Finanzvorstandes. Es sei schlichtweg “verschwunden”. Für gewöhnlich kein gutes Zeichen. Die zweite Tatsache ist die Aussage des Vorstands, dass ein Verlust in 2019 “möglich seie”. Mittlerweile ist klar, dass es nicht nur möglich sondern wahrscheinlich ist. Das mexikanische Werk ist ein gigantischer Kostenfaktor, der nicht unter Kontrolle gebracht wird. Das in Kombination mit rückgängigen Umsätzen und hohen Kosten führt zu immer größeren Problemen. Analysten betonen, die Hilflosigkeit, die das Management ausstrahlt. Die Leoni Aktie ist entsprechend abgestraft worden. Es fällt schwer zu glauben, dass mit der aktuellen Führungsebene der Umbruch positiv verlaufen wird. Auf eine Vergangenheit als Sanierungspezialist kann Kamper immerhin nicht zurück greifen. Seine Aussage, dass man bis 2022 wieder profitabel werden wird, ist u. a. deshalb mit Skepsis zu begegnen. Mir fehlt die Zuversicht, die er z. B. mit einen großen privaten Insiderkauf den Aktionären beweisen könnte.
Leoni Aktie beobachten
Aktuell sehe ich zwar eine Unterbewertung der Leoni Aktie an der Börse, weil durchaus Substanz besteht, doch gleichzeitig wird offensichtlich, dass sich genau diese gerade dezimiert. Das mexikanische Werk ist ein Paradebeispiel dafür, dass man sich übernommen hat. Es wurde ein hausgemachter Kostenfaktor ohne bisherigen Nutzen. Gleichzeitig wird mit fortschreitender Zeit der Verluste eine Kapitalerhöhung wahrscheinlicher. Kann man die Verluste nicht schnellstens eindämmen wird, wie bereits Gerüchte besagen, eine Kapitalerhöhung notwendig werden, trotz vorhanden Kapital. Hinzu kommt die wirtschaftliche Lage in der Autobranche, die sich aktuell an einen Kipppunkt zu befinden scheint. Leoni ist dabei direkt stark betroffen. Gelingt jedoch der Turnaround halbwegs und die Konjunktur spielt mit, wird die Leoni Aktie wohl mehr als ein Verdoppler werden. Der Weg dahin wird jedoch hart und meiner Ansicht nach aus aktueller Sicht zu riskant.
Der Verfasser hält keine genannten Wertpapiere