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So etwas erlebt man selten, nach einem Interview mit dem Vorstand des Deutz Konzerns ist der Kurs um gewaltige 25 Prozent eingebrochen. Ein Boden wurde dabei noch nicht gefunden. Und das Ganze obwohl der Konzern in den letzten Jahren ordentlich wirtschaftete. Wenn davon geredet wird, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird, passt die Deutz Aktie aktuell wohl sehr gut ins Bild. Denn der Vorstand hat nahezu alle Fantasien ausgelöscht und damit den Kurssturz eingeleitet. Doch die Deutz AG ist dabei nun statt Verbrennermotoren auch Lösungen für Elektromotoren anzubieten. Ist der Wertrückgang also gerechtfertigt?

 

Aktuell hervorragende Entwicklung

Das Geschäft von Deutz entwickelt sich aus aktueller Sicht sehr stark. Der Umsatz wächst gegenüber den Vorjahr um 9,2 und der operative Gewinn sogar um 15,7 Prozent. Der anhaltende Bauboom schlägt sich klar in den Erfolg von Deutz nieder. Der Auftragseingang ist zwar mit knapp über 10 Prozent doch deutlich Rückgängig, doch ist das Niveau von 514,5 Millionen doch sehr ordentlich. Insgesamt stieg das Ergebnis je Aktie im ersten Quartal 2019 auf 0,17 Euro. Siehe Investor Präsentation.

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Was offensichtlich nicht gut ankam, war der leicht negative Free Cashflow von -30,2 Millionen Euro, sowie die deutlich angestiegenen Investitionsausgaben für die stärkere Ausrichtung auf Elektromotoren. Weiterhin bleibt eine Eigenkapitalquote von 48,5 Prozent bestehen.

Deutz Aktie

Die Zeit der komplexen Verbrennungsmotoren endet…

Ausblick 2019

Ein besonderes Augenmerk gilt den bestätigten Ausblick für 2019 zu widmen, der wie folgt lautet:

  • Über 1,8 Milliarden Euro Umsatz.
  • EBIT-Rendite größer-gleich 5 Prozent.

In Anbetracht dessen, dass die Deutz Aktie bei einem aktuellen Kurs von etwa 6,44 Euro lediglich von rund 820 Millionen hat, erscheint die Aktie günstig bewertet. Erfüllt man die Erwartungen in etwa ist mit einen Ergebnis je Aktie von ungefähr 0,75 Euro zu rechnen. Dies entspricht einem aktuellen KGV von 8,5. Großartige Fantasien lässt der Kurs also nicht erkennen. Und das obwohl 2019 den Anschein macht, ein wirklich gutes Jahr für Deutz zu werden. Der Markt sieht also hauptsächlich Probleme mit den darauffolgenden Jahren.

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Das ungewisse 2020

Der Großteil der verkauften Motoren von Deutz sind Verbrenner. Deshalb scheint der Konzern mit den selben Problem wie die Automobilbranche konfrontiert zu sein. Man muss das Portfolio mehr und mehr auf Elektro umstellen. Deshalb die sogenannte E-Deutz Strategie. Mit der Tochtergesellschaft Torqeedo konnte man bereits erste Erfolge erzielen. So verkaufte man für Boote bereits 1.671 Antriebssysteme im ersten Quartal 2019. Diese Anzahl ist noch etwas dürftig im Vergleich zum Hauptumsatz.

Der Deutz-CEO Hiller sagte in einem Interview bereits, dass der Nachfrage-Höhepunkt bereits überschritten sei. Er zweifelt an der Kauflust der Industrie. Die VDMA hat dies mit sinkenden Auftragseingängen bestätigt. Deshalb ist man für 2020 bereits skeptischer eingestellt und man sollte damit rechnen, dass man bestenfalls ein Ergebnis wie 2019 erreichen kann. Dies ist wohl einer der Hauptgründe für den Deutz Aktie Einbruch.

Die noch ungewisseren Folgejahre

Ein weiteres Problem wird über 2020 hinaus bestehen. Denn Deutz ist seit jeher Dieselspezialist. Eine Technologie, welche seit Jahrzehnten durch ein hervorragendes “Made in Germany” geprägt wurde. Die komplexen Motoren konnte nicht jeder bauen, dafür war jahrelange Erfahrung und Ingenieurskunst erforderlich. Das Spezialgebiet von deutschen Konzernen. Zusätzlich hatte man bei den deutschen Motoren die Ersatzteilversorgung gesichert. Daraus machte man eigene Geschäftsfelder und bot Serviceleistungen an.

Doch das wird sich mit der Elektrifizierung auf folgenden Gründen ändern:

  1.  Eine Elektromotor ist sehr einfach aufgebaut und bedarf einer weit weniger komplexen Technologie, was die Konkurrenz erhöht.
  2. Ein Elektromotor ist deutlich zuverlässiger und wartungsärmer. Das Servicegeschäft wird deutlich zusammen schrumpfen.
  3. Die Konkurrenz ist in Sachen Elektromotoren bereits seit längerer Zeit engagiert. Vor allem ist dabei ein Blick auf chinesische Mitbewerber zu werfen.

Diese Gründe machen die Jahre über 2020 hinaus noch schwieriger. Größere Ungewissheit bedeutet für die Deutz Aktie nichts gutes. Doch wie lange die Entwicklung und die Elektrifizierung tatsächlich dauern wird, ist schwierig abzuschätzen. Aus aktueller Sicht kann mit den Verbrennern und den drum herum noch gutes Geld verdient werden. Anschließend wird es schwierig(er) werden.

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Deutz Aktie Risiko mit kurzfristigen Potential

Die aktuelle Abstrafung kann ich lediglich mit einer sehr langfristigen Perspektive begründen. Betrachtet man das aktuelle und vermutlich auch das kommende Jahr ist Deutz niedrig bewertet. Doch anschließend wird das Geschäft immer schwieriger. Vor allem aus aktueller Sicht, wo der Erfolg der E-Deutz Strategie noch kaum abzuschätzen ist. Hier wird sich zeigen in welche Richtung der Kurs der Deutz Aktie wandern wird. Aktuell sehe ich die Aktie deshalb mehr als Spekulation und habe keine Anteile im Depot.

 

Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.

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