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Das Covid 19 ist in aller Munde. Auch bei Anlegern hinterlässt es Spuren. Denn offensichtlich brachen die Börsen nach der sprunghaften Ausbreitung regelrecht ein. Während sich einige Branchen bereits erholen konnten, sieht es vor allem bei Tourismus- und Veranstalteraktien düster aus. Einige haben innerhalb einer Woche mehr als ein Drittel ihrer Marktkapitalisierung verloren. Im Falle von Großkonzernen, ist der Verlust so auf Milliardenniveau. Doch ist das gerechtfertigt? Wie sind die Auswirkungen von Epidemien auf diese Branche in der Vergangenheit gewesen? Waren es tatsächlich langfristige Folgen oder war das Ganze nur als einmaliger Sondereffekt abzuschreiben? Darum soll es im Folgenden gehen. Denn wie so oft an der Börse sind die Verlierer von heute, vielleicht die Gewinner von Morgen. Doch nun ein Blick auf die bekannten Größen in der Branche.
Die relevanten Konzerne
Bevor wir die vergangenen Krisen genauer beziffern, wollen wir die größeren Konzerne in den jeweiligen Branchen auswählen. Diese wurden mitunter am stärksten abgestraft. Egal ob Tourismus, Luftfahrt oder Veranstalterunternehmen, Epidemien treffen sie alle im vollen Umfang. Deshalb nehmen wir zum Vergleich als “Branchenvertreter” folgende Unternehmen um auf die Auswirkungen von Epidemien zu schließen:
- Tourismus: TUI (größter Tourismuskonzern)
- Luftfahrt: Ryanair (4. größte Airline nach Fluggastzahlen)
- Veranstalter: CTS Eventim (größter deutscher Event-Veranstalter)

Auswirkungen von Epidemien auf Tourismus- und Luftfahrtaktien sind gravierend. Zumindest kurzfristig…
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2002/2003 SARS
Das aktuelle Coronavirus ist wohl am besten mit den Jahren 2002 und 2003 vergleichbar. Denn dort befand sich die Wirtschaft eigentlich in der Erholungsphase von der Dot-Com-Blase. SARS kostete die Weltwirtschaft laut einigen Studien rund 40 Milliarden US-Dollar. Der Zeitraum war sehr ähnlich. Es verbreitete sich im Winter 2002 und verschwand zum Frühling 2003, als klar wurde, dass die Erreger die Wärme im Frühling nicht überstehen. Wie reagierten die Aktienkurse der Unternehmen:
- Der TUI Kurs stürzte von etwa 19,5 € auf 8,4 € im März ab und erholte sich nach und nach wieder auf 16 € im September.
- Ryanair machte im Dezember 2002 noch ein Hoch von 4,15 € gut und stürzte im März im Zuge von SARS auf etwa 2,7 € ab. Die Aktie erholte sich daraufhin schnell wieder auf etwa 3,3 €.
- Bei CTS Eventim sah es damals noch etwas anders aus. Das Unternehmen übernahm 2002 getgo.de und es waren am Kurs keine deutlichen Auswirkungen hinsichtlich SARS deutlich geworden.
2009/2010 Schweinegrippe
Da die Schweinegrippe in Zeiten von Statten ging in denen die meisten Unternehmen noch von Nachwehen der Finanzkrise geplagt waren, spielt bei den Kursen auch vieles weitere eine Rolle und nicht nur die Schweinegrippe. Trotzdem ist auch hier ein interessantes Bild sichtbar. Die Schweinegrippe nahm 2009 ihren Lauf und erlebte ihren Höhepunkt im September 2009. Doch seit März war davon in allen Medien zu lesen.
- TUI stürzte von etwa 8 € auf ein Tief von 3,4 € März 2009 ab. Anschließend erholte sie sich bereits im Mai 2009 wieder auf ihr ursprüngliches Niveau.
- Ryanair verlor vom Februar-Hoch auf etwa 3,4 € auf ca. 2,9 € ebenfalls gehörig an wert. Doch auch hier war die Sache im Mai bereits wieder korrigiert.
- Die CTS Eventim Aktie ging von etwa 6,3 € auf 4,6 € im März 2009 zurück. Im Mai fand die Erholung statt und es folgte ein starker Aufwärtstrend.
Anhand der Schweinegrippe wurde klar, wie stark die Aktien miteinander korrelieren und wie schnell die Erholung kommen kann.
2020 Covid-2
Nun im hier und jetzt angekommen zeichnet sich folgendes Bild:
- TUI verlor von etwa 11 auf 7 € gut 30 % an Wert.
- Ryanair gab um 20 % von 15 auf 12 € nach.
- CTS Eventim verlor ebenfalls über 20 % auf von 59 auf 46 € an Wert.
Der Vergangenheit zu Folge findet die Erholung bereits in wenigen Monaten darauf statt. Doch ist es wirklich vergleichbar? Die Antwort kennt wohl niemand. Doch die Parallelen sind nicht zu verschweigen. Auch damals strich TUI Flüge und auch Ryanair reagierte. Der Ryanair CEO O’Leary traf damals eine umstrittene Aussage:
Werden wir an der Schweinegrippe sterben? Nein. Sind wir durch SARS gefährdet? Nein. Maul- und Klauenseuche? Nein. Wird die Schweinegrippe in diesem Sommer Menschen auf Kurzstreckenflügen durch Europa betreffen? Glücklicherweise nicht…
Ob er die Aussage hinsichtlich des Coronavirus wiederholen würde ist fraglich. Auf jeden Fall musste Ryanair bereits Flüge streichen. Bei CTS Eventim ist auch mit Umsatzeinbußen zu rechnen, da Großveranstaltungen in ganz Europa bereits abgesagt sind. Doch auch das war bei der Schweinegrippe bereits ähnlich. Auch damals wurden etliche öffentliche Veranstaltungen abgesagt.
Auswirkungen von Epidemien wiederholt sich die Vergangenheit?
Jeder Anleger wird sich fragen, ob sich die Vergangenheit wiederholen wird. Jedenfalls gingen alle die letzten größteren Epidemien alle relativ gut hinüber, auch an den Aktienkursen. Die Auswirkungen bzw. Reaktionen waren ebenfalls stets gleich: Flüge werden gestrichen und Veranstaltungen abgesagt. Nur die Dimensionen scheinen dieses Mal etwas größer zu sein. Die größte Hoffnung besteht wohl darin, dass Covid-2 ähnlich wie SARS im April einfach wegen des Wetters verschwindet. Die Erholung wurde vermutlich unmittelbar einsetzen.
Sicher kann man nur eines sagen: Die Konzerne, die die Durststrecke von den vorübergehend schwächeren Geschäften finanziell überbrücken können, haben sich stets wieder erholt. Lediglich auf finanzschwache Unternehmen sollte man in derartigen Momenten verzichten. Was nicht verschwiegen werden sollte ist, dass in solchen Momenten die Pleiten in den Branchen deutlich zulegen. Hier findet eine Marktbereinigung von schwachen Firmen statt, die wenig liquide Mittel haben. Insgesamt waren die Auswirkungen von Epidemien auf Tourismus- und Luftfahrtaktien auf stabile Konzerne nur kurzfristig vorhanden…