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  • Die Lufthansa Aktie brach im Zuge der Krise auf Jahressicht um die Hälfte ein.
  • Die Rufe nach einer (Teil-)Verstaatlichung werden immer lauter.
  • Die Lufthansa streicht jegliche Kostenblöcke zusammen.
  • Mit einen DAX Abstieg in den MDAX wird gerechnet.
  • Der Buchwert liegt aktuell bei rund den 2,5 fachen des aktuellen Börsenwertes.
  • Das operative Geschäft wird negativ bewertet.

 

Die Akte Lufthansa

War 2019 noch ein relativ gutes Jahr für die Lufthansa mit neuem Umsatzrekord, 2020 wird jedoch ein Schicksalsjahr werden. Als einer der Konzerne der am stärksten von der Krise betroffen ist, versucht man jegliche Kosten kurzfristig zu reduzieren. Neben umfangreicher Kurzarbeit von 87.000 Mitarbeitern wurde selbst das Drucken von den Kundenmagazinen bereits eingestellt. Die meisten Flugzeuge sind geparkt und der Flugbetrieb steht bis auf bestimmte Rückholflüge mittlerweile nahezu komplett still. Die Lufthansa Aktie schwankt derweil zwischen 8 und 9 Euro und es wird weiterhin der fundamentale Wert des Anlagevermögens betont.

Der Vergleich zu Condor

Condor hätte ursprünglich an das polnische Staatsflugunternehmen LOT für 300 Millionen Euro gehen sollen. Der Deal ist geplatzt, zeigt aber wie hoch der Wert einer (kleineren) Fluggesellschaft angesetzt wird. Dazu folgende Rahmenaspekte zu Condor:

  • Umsatz 2019 von 1,7 Milliarden Euro.
  • Gewinn 57 Millionen Euro.
  • Die Flugzeugflotte kann auf Condor eingesehen werden. Das Durchschnittsalter der Maschinen beträgt bereits 17 Jahre.

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Zum Vergleich hat die Lufthansa 36,4 Milliarden Umsatz bei einen Gewinn von 1,2 Milliarden bei Euro erzielt. Die über 300 Flugzeuge haben ein Durchschnittsalter von 11 Jahren. Nimmt man nun den Betrag der für Condor bezahlt hätte werden sollen, so kommt man beim Umsatzverhältnis auf einen Wert von 6,4 Milliarden Euro. Bei einem aktuellen Kurs von 8,4 € ist die Lufthansa allerdings nur etwa 4 Milliarden Euro wert, obwohl auch das Flugzeugportfolio der Lufthansa deutlich wertvoller ist. Das zeigt wie viel Pessimismus in der Lufthansa Aktie einkalkuliert ist und wie negativ das operative Geschäft aktuell bewertet wird.

Wann heben die Maschinen wieder ab?

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Wie lange hält die Lufthansa noch durch?

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Die alles entscheidende Frage ist wie lange die Lufthansa noch ohne das laufende operative Geschäft durchhält. Die Frage ist nicht einfach und sollte sich zuerst ansehen welche Mittel der Kranich-Konzern noch hat. Das sah zum Ende 2019 folgendermaßen aus:

  • 2,3 Milliarden Euro an Cashreserven.
  • 774 Millionen an ungenutzten Kreditlinien.
  • Ungewisse Summe an neuen Kreditsummen.
  • Ungewisse Summe an sehr wahrscheinlicher Staatshilfe.

Gerüchten zufolge, verbrennt die Lufthansa aktuell ähnlich schnell das Geld wie American Airlines. Sie haben in den USA eine Hilfe von 12 Milliarden US Dollar beantragt um innerhalb der nächsten 6 Monaten keine Entlassungen oder Kürzungen vornehmen zu müssen. Die Lufthansa hatte 2019 Kosten in Höhe von etwa 32 Milliarden Euro. 9,1 Milliarden davon waren Personalkosten. Kurzfristig werden diese durch die umfangreiche Kurzarbeit wohl um gut 50 % reduziert werden können. Der größte Kostenblock Materialaufwand mit 19,8 Milliarden wird durch nicht gebrauchte bzw. sehr günstigen Treibstoff, ebenfalls deutlich zurückgehen. Dadurch könnten gut 5 Milliarden (6,7 Milliarden Treibstoffkosten 2019) eingespart werden. Auch bei den restlichen Betriebs und Hilfsstoffen dürfte noch ein Einsparpotential von einer Milliarde durch z. B. den Stopp des Drucks von Kundenmagazinen sein. Bei den sonstigen Kosten, wie den Flugplatzgebühren oder Charteraufwand und vor allem den Auslaufen von Verträgen für Fremdpersonal sollte ebenfalls ein Kostenblock von etwa 4 Milliarden wegfallen.

So bleiben 2020 geschätzte Kosten in Höhe von rund 17 Milliarden Euro. Da der Januar und Februar bereits weitestgehend normal verliefen bleiben für das restliche Jahr noch 14 Milliarden Euro an Kosten übrig. 

Pro Monat fallen laut der Rechnung also 1,4 Milliarden an Kosten auf. Auf 6 Monatssicht also 8,4 Milliarden im Vergleich zu 12 Milliarden bei American Airlines. Aktuell hat man gut 3 Milliarden Euro Luft. Das heißt bis Ende Mai wird man eine Staatshilfe dringend brauchen. Diese Vermutung beinhaltet bereits weitere aufgenommene Kreditsummen.

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Lufthansa Aktie auf tiefen Niveau

Trotz allen Schwierigkeiten scheint die Lufthansa Aktie auf einem aktuell deutlich zu niedrigen Niveau zu notieren, denn eine Lufthansa kann man nicht Pleite gehen lassen. Das Unternehmen ist, wie so schön gesagt wird, systemrelevant. Die Frage wird sein ob eine Kredithilfe oder eine (Teil-)Verstaatlichung angestrebt wird. Da viele Staaten ebenfalls staatliche Luftlinien unterhalten, wie Polen, Russland oder Katar, wäre es naheliegend, dass man einen derartigen Weg anstrebt. Das würde auch die langwierigen Verhandlungen erklären, die nun langsam zu einen Ende kommen werden, weil sie zum Ende kommen müssen. Die Liquidität reicht noch einige Wochen, weshalb man die Lage wohl noch analysiert und die besten Möglichkeiten auslotet.

Doch wäre eine Teilverstaatlichung für die Aktionäre positiv? Das ist eine Frage, die aktuelle wohl nicht zuverlässig beantwortet werden kann. Das Beispiel an der Teilverstaatlichung der Commerzbank lässt keine guten Schlüsse zu, doch der positive Punkt wäre, dass eine Pleite vom Tisch wäre. Es wird auch eine wichtige Rolle spielen wie hoch schlussendlich die Staatsquote sein würde. Der Nachteil bei lediglich einen Kredit wäre, dass in der Zeit der Rückzahlung eine Dividende untersagt ist. Aus früheren Beispielen lief es aber bisher bei Teilverstaatlichungen von Konzernen, nie wirklich gut, weswegen der Markt offensichtlich wartet, was die Bundesregierung macht.

Der zweite Schritt wird sein, wann der Flugverkehr wieder auf normales Niveau zurückkehrt. Voraussichtlich wird das im September der Fall sein. Das heißt der Kapitalbedarf läge mindestens bei den 8,4 Milliarden Euro bzw. abgezogen der aktuellen Mittel, also rund 5 Milliarden. Es bleibt also abzuwarten ob die mindestens fünf Milliarden per Kredit oder Teil-Verstaatlichung bezahlt werden…

 

 

Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.

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