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Der Deal mit den Staat und den Großaktionären ist durch, die anstehende Kapitalerhöhung durch die Zusicherung der Großinvestoren abgesichert. Ein Grund zur Freude? Vielleicht. Das mittlerweile dritte TUI Rettungspaket ist üppig und sorgt wiederum für etwas Luft. Dass das im aktuellen Umfeld zu einen hohen Preis geschieht, versteht sich von selbst. TUIs Geschäft steht weitestgehend still. Eine Aufhebung der Reisebeschränkungen ist nicht in Sichtweite. Trotzdem konnte die TUI Aktie im Zuge der positiven News zum Impfstoff ordentlich zulegen. Doch wie steht wirklich um den Konzern? Ist das neue Paket der entscheidende Schlüssel um die Krise zu überleben?

 

Finanzielle Position der TUI

Kurz das Wichtigste: Das neue TUI Rettungspaket umfasst den Zugang zu weiteren 1,8 Milliarden Euro. Zu Ende November konnte man noch auf 2,5 Milliarden Euro € zugreifen. Macht nach dem erfolgreichen Abschluss des Rettungspaket, das u. a. noch eine Zustimmung der Behörden erfordert, einen Finanzmittelbestand von 4,3 Milliarden Euro.

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Das gibt bei den relativ gut bekannten Finanzmittelbedarf ein gutes Bild. Denn da das operative Geschäft weiterhin nahezu brach liegt, kann man den Bedarf in etwa aus dem Frühsommer ablesen. Auch Barclays erwartet laut der FT, bis zu 400 Millionen pro Monat, während Credit Sights etwa von 500 Millionen Euro monatlich ausgeht. Das würde gut mit den Frühsommer zusammen passen und ergibt bei einem durchschnittlichen Bedarf von 450 Millionen Euro monatlich eine Liquidität von 9,5 Monaten. 

Fliegt TUI in die Insolvenz?

Fliegt TUI in die Insolvenz?

 

Das TUI (Winter)Rettungspaket

Das Ziel der Verhandlungen scheint klar, man wollte mit genügend liquiden Mitteln in die Sommersaison starten und genau dafür wird das Kapital wohl ausreichen. Genauer gesagt sollte es bis Mitte September 2021 zu keinen Liquiditätsproblemen kommen und das bei einem weiterhin kaum vorhandenen Geschäft. Möglicherweise kann TUI bereits wieder früher Cash-neutral arbeiten. Dann wäre das Überleben soweit gesichert.

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Doch was zu großen Problemen führen würde ist, wenn die Sommersaison 2021 ins Wasser fällt. Dann wird der Konzern massive Probleme bekommen, denn in der Wintersaison arbeitete TUI in den letzten Jahren nie profitabel. Die verbliebenen Assets sind weitestgehend bereits verkauft. Der Hapag Lloyd Deal ist abgeschlossen, viele Flugzeuge verkauft und rückgeleast und ein Deal mit Boeing über eine unbekannte Summe unterschrieben. Als letztes Mittel könnte man noch Hotels verkaufen, wobei der Wert aktuell kaum eine nennenswerte Summe ausmachen dürfte. Alles hängt also an eine relativ “normal” verlaufende Sommersaison, die mindestens Cash-neutral oder besser positiv, verlaufen sollte um einen Zugriff auf gewöhnliche Finanzierungsmöglichkeiten zu haben.

 

Ist der Preis zu hoch?

Auch die Lufthansa wird lange am Schuldenberg zu knabbern haben...

Auch die Lufthansa wird lange am Schuldenberg zu knabbern haben…

In einer Krise in der Form gewinnen Privatanleger gewöhnlich nie. Auch dieses Mal scheint es für die aktuellen Anteilseigner keine gute Wendung zu geben. Zu jetzigen Zeitpunkt sind noch rund 590 Millionen TUI Aktien im Umlauf. Hinzu kommen 500 Millionen durch eine Kapitalerhöhung. Es wird die Aktienanzahl dadurch also nahezu verdoppelt. Entsprechend hoch fällt auch die Verwässerung aus. Dafür werden den Aktionären Bezugsrechte zum Preis von 1,07 € angeboten. Ob Privatanleger noch bereit sind “nachzuschießen” ist hinsichtlich der Lage fragwürdig.

Doch das ist noch nicht alles. Das TUI Rettungspaket umfasst auch eine stille Einlage und eine Wandelanleihe, welche im Falle einer Wandlung die Aktienanzahl auf rund 1,5 Milliarden erhöhen würden.

Langfristig und kurzfristig

Kurzfristig steht das Geschäft wohl weiterhin still und das Rettungspaket hilft den Konzern bis zur entscheidenden Sommersaison 2021. Läuft diese einigermaßen profitabel kann der Konzern mit gewissen positiven Aspekten schnell ins Geschäft starten:

  • Nachholeffekt von Urlaubern wahrscheinlich.
  • Weniger Konkurrenz am Markt.
  • Dadurch eine höhere Preismacht.
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Doch ganz ohne negative Punkte geht es natürlich auch nicht:

  • TUI hat einen gigantisch riesigen Schuldenberg angehäuft, welcher nach und nach beglichen werden muss. Diese Belastung wird sich über Jahre, wenn nicht über Jahrzehnte erstrecken.
  • Durch Maßnahmen, wie das Rückleasing, steigen die Kosten für den Konzern.
  • Risiken einer vorausgesetzten Impfung in Ländern bzw. Fluglinien und dadurch die Ablehnung einiger Kunden.

Kurzum bleibt TUI sehr spekulativ. Es hängt alles an einer guten Sommersaison. Deshalb ist es wichtig, dass die Impfungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern in den kommenden Monaten erfolgreich durchgeführt werden können. Einen Grund bei der anstehenden Verwässerung und der anstehenden langen Durststrecke bei zu finden erscheint schwierig…

 

 

Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.

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