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Die Geschichte um Wirecard ist wohl jeden bekannt. Ein Shortseller, der bereits mit Wirecards Absturz Millionen, wenn nicht sogar Milliarden, verdiente ist Shortseller Viceroy. Dieser attackierte im September 2020 nun auch den deutschen Finanzdienstleister Grenke. Die Grenke Aktie stürzte daraufhin ab und verweilt auf ca. der Hälfte des Wertes, wie man noch Anfang 2020 aufweisen konnte. Die Risikoscheu der Anleger ist also allgegenwärtig. Viele werden noch an den Wirecard-Fall zu knabbern haben und deshalb nicht mehr bereit sein, in einen potentiellen Betrugsfall mitzuspielen. Es ist klar, die Aktie wäre deutlich mehr wert, wären da nicht diese Vorwürfe. Was an diesen dran ist, kann noch nicht eindeutig beantwortet werden. Überprüfungen von KPMG laufen noch. Dazu aber die aktuelle Lage:
Personen mit vorangestellten Eigeninteressen?
Der Vorwurf von Viceroy gegenüber von Grenke ist klar: Grenke soll zu hohen Preisen Firmen übernehmen und damit den Goodwill in der Bilanz aufblähen. Dass diese Firmen allerdings Verluste erwirtschaften fällt dabei unter den Tisch. Zudem wirft man Gründer Wolfgang Grenke vor, sich an Sacoma und damit an CTP beteiligt zu haben. Über dieses Unternehmen wurden die Firmenübernahmen ausgeführt, was eine unmoralische Eigeninteresse des Gründers zum Leidwesen der Anteilseigner unterstellt. Denn er verdient damit bei jeder Übernahme ordentlich mit. Auch Vorwürfe zu den Bilanzierungspraktiken erinnern stark an den Wirecard-Fall, was Anleger wohl dazu trieb die Grenke Aktie in großen Umfang aus den Depots zu werfen.
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Dass Grenke ein hochkomplexes finanzielles Konstrukt ist, macht den Fall ähnlich undurchsichtig wie bei Wirecard. Das operative Geschäft mit Leasingverträgen und Factoring in Kombination mit einer Banklizenz und vielen Franchise-Systemen sind nicht ohne weiteres transparent. Genauso stehen Leasingverträge mit überdurchschnittlichen Tarifen im Mittelpunkt, die die Leasingnehmer nicht lange schultern können. Wolfgang Grenke gab an, sein Amt als Aufsichtsrat bis zur Aufklärung ruhen zu lassen.

Unternehmen aus den Finanzbereich geraten immer öfter ins Ziel von Leerverkäufer.
Die BAFIN gegen alle
Die BAFIN steht spätestens seit Wirecard stark in der Kritik. Deshalb hat man vermutlich Ermittlungen auf beide Seiten eingeleitet. Man ermittelt sowohl gegen Grenke, als auch gegen Viceroy. Dieses mal stellt man sich also auf keine Seite, was sicherlich richtig sein mag. Dass man bei Statement von Grenke jegliche Anschuldigungen zurückweist, mag wohl niemanden überraschen. Ein gutes Zeichen mag aber durchaus die Sonderprüfung von KPMG und eines weiteren Prüfers W&K sein. Der Fondsberater Gané der an Grenke beteiligt ist, hat ein Statement abgegeben in dem es heißt, dass die Vorwürfe abwegig seien aber eine organisatorische Änderung sowie Weiterentwicklung des Franchisesysteme notwendig sind.
Genauso stellen sich die Gründerfamilie, die weiterhin 40,84 der Grenke Aktien hält, hinter den Konzern. Auch wollte Grenke sofort eine Wirecard-Parallele entkräften. Man zeige den Kontoauszug der Bundesbank mit über 850 Millionen Euro. Gleichzeitig betraut die BAFIN Mazars mit einer Sonderprüfung. Damit kontrollieren nun bereits drei Prüfungsgesellschaften die Bilanzen von Grenke.
Grenke Aktie – Einschätzung des Verfassers:
Filetieren von Grenke
Nachdem drei Prüfungsgesellschaften und auch die BAFIN selbst, die Bilanzen von Grenke auseinandernimmt, steigerte sich offensichtlich das Misstrauen weiter und die Grenke Aktie verlor weiter an Wert. Wie schnell die Aktie jedoch wieder an Wert gewinnen könnte, zeigte das bestätigte Rating von S&P. Daraufhin stieg die Aktie zum 11. Dezember um gut 6 % an. Auf die Zwischenergebnisse erfolgte eine etwas bescheidene Tendenz nach unten. Zwar wurden einige Vorwürfe entkräftet, doch es bleiben Fragezeichen.
Hochspekulativ mit Wartestatus
Die Grenke Aktie bleibt bisher weiterhin hochspekulativ. Was für viele Aktionäre wünschenswert wäre, wenn Wolfgang Grenke mit einen großen Aktienzukauf ein Zeichen setzen würde. Das fehlte bislang. Auch die restlichen Insiderkäufe in letzter Zeit, waren lediglich von geringen Volumen. Ohne die Möglichkeit genauere Einsicht in das Geschäft von Grenke nehmen zu können, bleibt als Außenstehender Grenke ein Ratespiel und damit hochspekulativ. Es gilt abzuwarten, was die Prüfer in ihren Abschlussbericht schreiben. Das wird jedoch noch eine gewisse Zeit beanspruchen.
Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.