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Die chinesische Regierung übt einen Rundumschlag gegen die eigene Big-Tech-Branche aus. Während einerseits nicht staatliche Bildungsangebote verboten werden, steht auch das rechtliche Konstrukt im Fokus, welches ausländischen Investoren überhaupt ermöglicht in die Aktien vieler chinesischen Riesen zu investieren. Der Alibaba Crash liegt dabei besonders im Fokus, da es der größte betroffene Konzern ist, welcher aber gleichzeitig hervorragende Geschäftszahlen ausweisen kann. Ein Zwiespalt der aber im Ernstfall mit einem Totalausfall der Aktie enden könnte.
Inhaltsverzeichnis
Das rechtliche Konstrukt VIE
Das problematische rechtliche Konstrukt ist das sogenannte VIE, ausgesprochen Variable Interest Entity. Diese Struktur ist der chinesischen Regierung ein Dorn im Auge. VIE-Konstrukte sind für gewöhnlich in Steueroasen wie den Kaimaninseln angesiedelt. Es handelt sich dabei um Holdinggesellschaften, die bestimmte Regularien umgehen sollen, die ausländischen Investoren das Beteiligen an Schlüsselsektoren wie Technologie verbieten. Die VIE nutzen eine Grauzone im chinesischen Gesetz und ermöglichen die Investition von Investoren aus aller Welt in diese Branche. Das Ganze hat jedoch einen Hacken, denn es liegt kein gewöhnliches Stimmrecht im Konzern vor und durch die im Westen angebotenen Aktien im ADR- Konstrukt ist der eigentliche Besitzer der Holdinggesellschaft eine amerikanische Bank.
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Kurzum: Eine Investition in die chinesische Tech-Branche wird durch VIE-Konstrukte ermöglicht, gewöhnliche Stimmrechte und direktes Eigentum am Unternehmen gibt es allerdings nicht.

China bleibt für ausländische Investoren ein unkalkulierbares Risiko.
Herausragendes Wachstum
Abgesehen vom politischen Gegenwind läuft das operative Geschäft von Alibaba ausgezeichnet. Folgende Rahmenaspekte sind dazu auf Basis des letzten Bericht zu nennen:
- Im letzten Quartal ist der Umsatz um 34 % auf 32 Milliarden USD angewachsen
- Der Nettogewinn um 10 % auf 6,9 Milliarden USD angestiegen
- Jährliche aktive Kundenanzahl auf 1,18 Milliarden um 3,9 % gewachsen
Diese drei Punkte ziehen sich nicht nur über das letzte Quartal sondern über die die kompletten letzten Jahre. Alibaba wächst rasant und hat im E-Commerce einen Burggraben aufgebaut, da es schlichtweg kaum Alternativen zum chinesischen Giganten gibt. Wenn es also um den Alibaba Crash geht, hat das nichts mit den operativen Aussichten und der finanziellen Lage zu tun. Es ist eine Wette auf die Politik…
Alibaba Aktie – Einschätzung des Verfassers:
Welchen Weg geht China?
Einige Fonds wie Cathie Woods Ark Investment haben bei ihren China-Engagement die Reißleine gezogen und jegliche Bestände verkauft. Andere dagegen haben sogar zugekauft. Es herrscht folglich keine Einigkeit, welchen Weg China gehen wird. Das größte Risiko birgt die nationale Verstaatlichungs-Initiative. Auch bei Bytedance, den Inhabern von TikTok, sowie bei Beteiligungen von Tencent und viele weitere hat sich ein Investmentfond unter der chinesischen Regierung jeweils einen 1 %-Anteil eingekauft. Dieser Anteil wird wohl da für sorgen, dass die Regierung umfassende Einblicke in die Vorgänge der Big-Tech Industrie erhält. Das heißt aber auch, dass internationale Börsengänge, wie von z. B. TikTok angestrebt, sehr unwahrscheinlich werden.
Was ebenso auf der Kippe steht, ist die Thematik um die VIE-Konstrukte wie Alibaba. Beteiligt sich China auch bei diesen Unternehmen und zwingt sie ihren Hauptsitz, statt auf den Kaimans nach China zu verlegen, können diese Konstrukte kippen. Dadurch wäre ein Totalausfall der Aktie für westliche Investoren möglich und deshalb haben sich diverse Fonds komplett von China distanziert. Der Alibaba Crash ist lediglich politisch begründet, doch das Risiko ist immens. Und zu beurteilen wie China weiter vorgeht, scheint schlichtweg unmöglich zu sein. Alibaba als einer der größten chinesischen Konzerne wird zudem wohl als einer der Ersten betroffen sein.
Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.