Anzeige
Seit etwa 1,5 Jahren ist das Geschäft jeglicher Reiseanbieter nahe am Stillstand. Im Sommer 2021 lief das Geschäft zwar wieder etwas an, doch reicht das noch lange nicht um profitabel zu arbeiten. Während andere Reisekonzerne wie DER Touristik auf potente Geldgeber zurückgreifen können, bleiben TUI nur drei Quellen: die Börse, der Staat und die eigenen Großinvestoren. Doch diese haben TUI bereits eine Milliarde nach der anderen bereitgestellt und es ist immer noch kein Ende der Geschäftsflaute in Sicht. TUI ist pleite lautet deswegen oft die Vermutung. Und all zu weit hergeholt ist sie nicht…
Inhaltsverzeichnis
Eigenkapital? Welches Eigenkapital?
Anfang August 2021 hat TUI seine neueste Bilanz vorgestellt und die Frage lautet wie lange hält TUI noch durch? Doch fangen wir mit den wichtigsten Eckpunkten an:
- TUI hat mittlerweile ein negatives Eigenkapital von etwa 530 Millionen Euro.
- Der Quartalverlust zwischen von April bis 30. Juni belief sich auf 930 Millionen Euro.
- Im Vorjahr lag der Verlust noch bei 1,5 Milliarden Euro.
- Die Kapazität lag bei etwa 60 %.
- Nettoverschuldung steigt auf 6,3 Milliarden Euro.
- Zu Anfang August hat man finanzielle Mittel in Höhe von 3,1 Milliarden Euro.
Anzeige
Um möglichst viel Kapital in der Kasse zu behalten schiebt man die laufenden Kredite auf später auf. Von der Aussage TUI ist pleite trennen den Konzern zudem 3,1 Milliarden Euro. Was sich nach viel anhört, ist allerdings schneller aufgebraucht als man denken würde. Denn die schwächsten Quartale stehen bevor…

TUI würde gern mehr fliegen… die Kapazitäten belaufen sich allerdings nur etwa bei 60 % von 2019.
Der verflixte Winter
Von Oktober 2020 bis März 2021 hat man satte 1,5 Milliarden Euro Verlust eingefahren. Seit dem hat man erfolgreich Einsparungen (laut CEO Joussen etwa 400 Millionen Euro) umgesetzt und den Konzern verschlankt und auch die Kapazität sollte 2021 auf 2022 etwas höher ausfallen. Deshalb sollte der kommende Verlust deutlich niedriger sein. Trotzdem muss man mit hohen Verlusten rechnen. So sind die Wintermonate immer die Schwächsten für TUI und die Finanzmittel werden deutlich abschmelzen.
Gravierende Schuldenbelastung
Die Nettoverschuldung ist mittlerweile auf 6,3 Milliarden angewachsen. Ein Teil davon sind die Staatskredite, deren Rückzahlung man auf Sommer 2024 rückgestellt hat. Diese finanzielle jonglieren verschafft den Konzern etwas Luft. Trotz allem ist der Konzern an der Börse aktuell mit über 4,3 Milliarden Euro bewertet. Das spricht dafür, dass man die Möglichkeit einer weiteren Kapitalerhöhung an der Börse hat. Fundamental scheint das allerdings nicht gerechtfertigt. Immerhin hat sich TUI über die Krise von jeglichen Tafelsilber getrennt und einen Teil seiner Flugzeugflotte verkauft und zurückgeleast. War es doch immer die Strategie von TUI alle seine Assets im eigenen Besitz zu halten und dadurch eine höhere Gewinnmarge zu erzielen.
TUI Aktie – Einschätzung des Verfassers:
Kleinerer Konzern, gleiche Bewertung
TUI ist aktuell etwa so bewertet wie vor der Krise 2018. Und das obwohl der Konzern tief in den Schulden steckt und wohl in den nächsten Jahrzehnt sich damit beschäftigen muss diese abzubauen. Die Fremdkapitalbelastung ist enorm. TUI ist noch nicht pleite, doch das steht unter der Voraussetzung, dass man sich erneut Kapital beschaffen kann. Entweder muss der Staat einspringen, weitere Aktien platziert werden oder der russische Großinvestor Unifirm um eine weitere Finanzspritze gebeten werden. Denn dass die 3,1 Milliarden Cash nicht ausreichen werden, scheint sicher.
Bis Herbst wird sich der Bestand wohl um einen dreistelligen Millionenbetrag reduzieren, im Winter um gut eine Milliarde und dann bleibt die Frage ob man im nächsten Sommer 2022 profitabel arbeiten kann. Wichtig ist, dass ein Konzern in der Größe von TUI mindestens einen Cashbestand von rund einer Milliarde Euro halten sollte und jegliche Verbindlichkeiten jederzeit begleichen zu können. Entsprechend riskant ist ein Kauf der TUI Aktie und auch die Chancen sind durch die hohe Verschuldung und kleinere Geschäft sehr begrenzt. Ein echter Turnaround ist nicht in Sichtweite.
Der Verfasser hält keine genannten Anlageprodukte.