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Der Tankrabatt gilt nun seit den ersten Juni 2022. Für drei Monate übernimmt der deutsche Staat einen Anteil pro Liter Treibstoff. Doch der Unmut ist groß, dass an den Zapfsäulen nach nur einer Woche kaum ein Unterschied gegenüber den Vorwochen besteht. Die Regierung wird entsprechend angegriffen. FDP-Chef Christian Lindner verweist auf seine vorherige Idee und auch die Grünen bringen bereits einen Stopp ins Spiel. Man finanziere lediglich die Ölkonzerne und der Verbraucher hat kaum einen Vorteil – So der Vorwurf aus vielen Seiten. Sieht man sich die Preise ist das auch korrekt, doch der dahinterliegende Grund ist deutlich komplexer.
Inhaltsverzeichnis
Der Preisanstieg
Es ist eine falsche Aussage, dass der Tankrabatt pauschal nicht weitergegeben wird. Denn er wird absolut weitergegeben, doch eine Änderung bewirkt es kaum. Der Grund dafür ist der weltweite Preisanstieg des Rohölpreises. Das macht sich vor allem bei einen Blick auf den Heizölpreis bemerkbar. Immerhin ist Heizöl ein Produkt, welches aus dem selben Rohstoff wie Diesel gewonnen wird. So korreliert der Heizölpreis für gewöhnlich immer enorm mit den Dieselpreis. Doch zum 1. Juni zeigte sich beim Dieselpreis der komplette Abschlag des Tankrabatts während Heizöl gleich teuer blieb.
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Das Problem: Sie befinden sich beide auf rasanten Teuerungs-Trend. Die Preisdifferenz ist aber vorhanden. Das heißt der Tankrabatt funktioniert und wird auch weitergegeben, die Teuerung sorgt jedoch für einen weniger sichtbaren Effekt. Das ist für die Regierung ein wahres Marketingdesaster, ganz unabhängig von der umstrittenen Idee des Tankrabatts. Christian Lindner will nun sogar wieder Atomkraftwerke diskutieren. Betreiber und Experten widersprachen dem aber sofort entschieden.

Die Ölindustrie ist ein großer Kriegsgewinner.
Europa in der Hand der OPEC-Staaten
Europa hat das Problem, dass die meisten Staaten auf massive Mengen Öl von den OPEC-Staaten angewiesen sind. So haben die OPEC Staaten, also die Öl-Exportländer, quasi die volle Kontrolle über den Ölpreis. Mitglieder sind dabei Algerien, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Libyen, Nigeria, Republik Kongo und die Vereinigten Arabischen Emirate. Alle diese Länder haben eine enorme wirtschaftliche Abhängigkeit von einem hohen Ölpreis. Russland ist lediglich ein Mitglied im OPEC+ Kartell und auch hier ist der zukünftige Platz ungewiss.
Russland, welches ebenfalls auf einen hohen Ölpreis und Öl-Umsatz angewiesen ist, agierte in der Vergangenheit als gewisse Konkurrenz gegenüber den OPEC-Staaten. Durch die entsprechend höhere Gesamtfördermenge und gleichzeitigen Konkurrenzdruck konnte der Preis in Zaum gehalten werden. Fällt nun Russland aus der OPEC+ heraus und die Öllieferungen nach Europa werden gekappt, haben die OPEC Länder allein die volle Preisgewalt.
Die Angst der OPEC-Staaten
Die OPEC-Staaten mit dem wohl stärksten Mitgliedern, Saudi Arabien und die vereinigten arabischen Emiraten, sind gerade dabei ihr zerfallendes auf Öl aufgebautes Geschäftsmodell zu ändern. Was es dafür braucht ist viel Geld. Dieses Geld kann aktuell durch entsprechend höhere Profitmargen erzielt werden. Bei Bedarf kann die Fördermenge reduziert, der Preis aber dadurch angehoben werden. Europa ist in einem Dilemma und es gibt keine schnelle Lösung. Man ist den Öl-Kartell ausgeliefert ohne eine schnell umzusetzende Alternative.
Das lässt sich auch am Börsenwert vom größten Ölförderers Saudi Arabiens ablesen: Saudi Aramco mit 2,2 Billionen Euro an Börsenwert. Dies entspricht einen Anstieg um rund 25 % seit Kriegsbeginn.

Der Ausbau von eigenen (erneuerbaren) Energiequellen ist alternativlos und die Schuldenbremse in diesem Fall ein selbst gebautes Schlamassel.
Der verpuffende Tankrabatt
Der Tankrabatt wird auch in den kommenden Wochen und Monaten noch eine große Rolle spielen, vor allem wenn der internationale Ölpreis weiter ansteigt. Hier werden Lösungen diskutiert werden müssen, die über den kurzfristigen Tankrabatt hinaus gehen. Eine gute Lösung wird es kaum geben. Die Energieherstellung müsste von innen kommen und ein enorm schneller Ausbau der erneuerbaren Energien wäre zwar wünschenswert, aber hier geht die Regierung deutlich zu zaghaft vor. Eine Alternative dazu gibt es kaum und umso später eine enorme Initiative eines solchen eintritt, desto teurer wird es für alle Menschen innerhalb Europas.