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Die Lage rund um den Ukraine-Krieg wird zunehmen angespannter. Dass die Gaslieferungen mitunter als Druckmittel genutzt werden war absehbar. Bis Jahresende soll man noch einen Anteil von russischen Gas von 30 % haben. Diese 30 % stehen allerdings auf der Kippe und dass Nord Stream 1 bereits zu Anfang Juli bei Wartungsarbeiten dauerhaft lahm gelegt werden soll, steht im Raum. Doch wie sieht Deutschland ohne Gas aus? Was passiert, wenn Russland die Gaslieferungen an Deutschland einstellt. Bereits im vorhinein sei gesagt: Es wird ungemütlich.
Inhaltsverzeichnis
Der Sommer und Herbst 2022
Der Sommer und Herbst 2022 werden vollumfänglich dafür genutzt die Energieversorgung zu diversifizieren und die Gastanks, soweit möglich, zu befüllen. Aktuell sind die deutschen Gastanks mit rund 60 % befüllt. Die Reserven stiegen in den letzten Jahren bis Ende Oktober auf gut 90 %. Mit dem rechnet man dieses Jahr aufgrund der bereits eingeschränkten Lieferungen nicht. Diese 60 % plus weitere eingeschränkte Lieferungen reichen für einige kalte Wochen. Mehr aber auch nicht. Der Verbrauch ist zwar stark vom Wetter abhängig, folgende Richtwerte können aber zur Orientierung herangezogen werden:
- In kalten Winterwochen sank in Vergangenheit die Reserve um gut 5 %. Allerdings mit gleichzeitig eingehenden Gaslieferungen.
- Reduziert sich der Lieferanteil um den russischen Anteil von voraussichtlich 30 %, kann man von 7-9 % Reduktion pro kalter Winterwoche ausgehen.
- Experten gehen davon aus, dass man bei einen wie in der Vergangenheit 90 % befüllten Tank bis zu 2-3 kalte Monate überstehen kann. Dies ist stark abhängig von der Außentemperatur.
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Die Heizsaison beginnt in Deutschland in der Regel ab Oktober und endet im April. Diese sieben Monate sind Verbrauchsmonate. So ist bei einen durchschnittlichen Winter davon auszugehen, dass im Januar bis Februar 2023 ein Gasengpass entsteht, falls russische Lieferungen ausbleiben. Hier wäre das Szenario Deutschland ohne Gas denkbar. Umso drastischer ist ein Unfall einer texanischen Flüssigerdgasanlage, die für Wochen ausfällt. Dessen Lieferungen waren eigentlich ein Teil von Expertenschätzungen, was die Lage noch prekärer gestaltet.

Es fließt weniger Gas zur EU.
Der ungemütliche Winter 2022/23
Sollte sich die Situation nicht entschärfen ist zweifellos mit einen Gasmangel zu rechnen. Hierbei kommt ein großer Instrumentenkasten in Frage, der in den nächsten Monaten wohl konkretisiert werden dürfte. Dieser dürfte beispielhaft Folgendes beinhalten:
- Alle aktuell eingeschränkten Kraftwerkskapazitäten hochfahren.
- Gasrationierungen bei Industrie und Privathaushalten.
- Finanzielle Anreize Gas einzusparen oder Produktionen, die Gas benötigen, abzuschalten.
- Teile der Wirtschaft abzuschalten, die unter die Kategorie “nicht systemrelevant” fallen.
- Verteilungsmaßnahmen innerhalb der EU.
Spannend bleibt auch die Lage der russischen Situation hinsichtlich ihrer Finanzen und Wirtschaftlichkeit der Förderstationen. Die EU war der größte Abnehmer von Erdgas von Russland. Fällt die EU als Abnehmer weg, ist es fraglich ob Russland nicht Förderfelder verschließen zu müssen, die nicht ohne weiteres wieder geöffnet werden können. Denn auch wenn Asien mehr Erdgas abnehmen würde, sind die Pipelinekapazitäten begrenzt. So schadet Russland sich mit einer möglichen Abstellung mittelfristig in enormen Umfang selbst.
Deutschland ohne Gas – Ungewissheit steht im Vordergrund
Es sind vielfältige Faktoren, die bestimmen wie sich der Winter hinsichtlich der Gasversorgung entwickeln könnte. Fakt ist, dass beide Seiten verlieren. Wie weit von den jeweiligen Parteien gegangen wird ist ungewiss und der Gaspreis wird bei einen Ausbruch nach oben, wohl politisch begrenzt werden müssen. Mit einer solchen Maßnahme kalkuliert bereits Italien.
Die Kombination aus hohen Energiepreisen, hoher Inflation und Lieferkettenproblemen ist und bleibt eine unkalkulierbare Mischung.