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Wenn Deutschen wird seit jeher nachgesagt, dass sie regelrechte Verwaltungs- und Dokumentationsfanatiker sind. Das gilt ebenso für den Stand um die Gasversorgungslage, die die deutsche Bevölkerung aktuell verunsichert. Die Bundesnetzagentur stellt öffentlich umfangreiche Daten rund um diese Thematik ins Netz. Auf diese Daten bauen Schätzungen auf für die Beantwortung der Frage: Wie lange reicht das Gas?

 

Aktuelle Situation

Seit der Sprengung der Nord-Stream Pipelines ist klar, dass es von Russland in absehbarer Zeit kein Gas geben wird. Umso mehr ist man nun auf die aktuell gut gefüllten Tanks angewiesen. Energieexperten warnen bereits, dass der aktuelle Verbrauch bereits zu hoch sei, was an den kalten September-Ende lag. Der Bundestag hatte ein Gesetz beschlossen, welches vorgibt, das zum 1. Oktober die Gasspeicher mindestens zu 85 Prozent und zum 1. November zu 95 Prozent befüllt sein müssen. Während das Oktoberziel weit übertroffen wurde, könnte das Novemberziel bereits optimistisch sein.

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Der Datensatz der Bundesnetzagentur besagt, die Speicher sind zum 26.9.2022 zu 91,28 % befüllt.

 

Der entscheidende Verbrauch

Ob das Gas über den Winter reicht, liegt allen voran dem Verbrauch. Hier gilt den Industrie- und Privatsektor zu unterscheiden. Im Winter teilt sich der Verbrauch von Industrie und Privatsektor zu 50/50 auf. Im verbrauchreichsten Monat, dem Januar, lag dieser 2022 bei jeweils rund 2000 GWh/Tag, also bei 4000 GWh/Tag gesamt. Während der Privatsektor in den Folgemonaten auf wenige 100 GWh/Tag abnimmt, bleibt der Industriesektor bei minimal rund 1000 GWh/Tag. Hier zeigt sich, dass vor allem im Privatbereich der Wettereinfluss enorm groß ist.

Gasverbrauch Industrie und Privatsektor. Bildquelle: Bundesnetzagentur

Gasverbrauch Industrie und Privatsektor. Bildquelle: Bundesnetzagentur

Es wurden laut der Bundesnetzagentur jedoch bereits beachtliche Erfolge im Gasverbrauch festgestellt. So lag dieser im Juli und August 2022 unter 20 % des Vorjahres, was vor allem auf den Industriesektor zurückzuführen ist.

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Der Winter-Verbrauch

Die Speicher umfassen Anfang Oktober 2022 einen Stand von ca. 222,72 TWh.

Der Verbrauch im Winter 20212 sah letztes Jahr folgendermaßen aus:

2021 Privat & Gewerbebereich Gasverbrauch in TWh Industrie Gasverbrauch in TWh
Oktober 32 45
November 50 56
Dezember 62 59
Januar 68 66
Februar 60 61
März 52 60

Der Gesamtverbrauch in diesen Zeitraum lag bei etwa 671 TWh. Dieser Richtwert zeigt, wie wichtig Einsparungen sind. Doch weiterhin sind die Importe nicht zu vernachlässigen. Es fallen rund 1800 GWh Lieferung am Tag aus Russland weg, es verbleiben jedoch Importe von rund 2750 GWh am Tag, die von anderen Staaten bezogen werden.

Hier ist allerdings der sehr milde Winter 2021 zu erwähnen. Vielerorts waren letztes Jahr zur Weihnachtszeit Temperaturen im zweistelligen Bereich zu messen. Deswegen muss für eine moderate ein höherer Verbrauch angenommen, der jedoch den Einsparanstrengungen gegenüber steht.

Es braucht die Sparsamkeit in allen Bereichen.

Es braucht die Sparsamkeit in allen Bereichen.

Wie lange reicht das Gas?

Bei der Frage wie lange nun das Gas reiche, zeichnet sich ein durchwachsenes Bild ab. Rechnerisch zu Anfang Oktober sieht die Lage folgendermaßen aus:

Deutschland hat einen Gas in Höhe von 222,72 TWh eingelagert. Hinzu kommen in der Theorie 2800 GWh pro Tag an Importen, wenn diese über die nächste Zeit konstant bleiben. So kann man in der Theorie bis Ende März einen Gasbedarf von 222,72 TWh Speicher plus 509 TWh Importe über die nächsten 6 Monate bewältigen. Ergibt sich ein Spielraum von 732 TWh.

Ein Winter wie 2021 wäre also tatsächlich zu bewältigen und das Gas würde ausreichen.  

Dies liegt jedoch unter einem ganzen Portfolio von Unsicherheiten:

  • Gasverbrauch übersteigt nicht den Verbrauch des letzten Jahres, obwohl 2021 ein milder Winter war.
  • Importe bleiben bei mindestens 2750 GWh/Tag. Norwegen und Belgien als wichtigste Lieferanten.
  • Kein Sabotage weiterer Gas-Infrastruktur.
  • Stabile Versorgungslage der umliegenden EU-Staaten.
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Der aktuellste Bericht der Bundesnetzagentur von Ende September 2022 ist hier zu finden.

 

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