Neben den kursbasierten Kennzahlen gibt es einen weiteren Wert, denn man eine höhere Beachtung zukommen lassen sollte. Nämlich der Eigenkapitalrendite. Kurz EKR oder auch ROE für Return on Equity Die EKR bzw. ROE beschreibt die Entlohnung eines Unternehmens sein Geld in das eigene Geschäft fließen zu lassen. Dabei wird der Jahresgewinn ins Verhältnis zu dem Eigenkapital gestellt.
Beispiel zum Return on Equity :
Hat unser Unternehmen X einen jährlichen Gewinn von 150.000 € und in ihm stecken 1.000.000 € an Eigenkapital rechnet man die 150.000 € geteilt durch die 1.000.000 €. Anschließend nimmt man das Ergebnis mal 100 Prozent, um die EKR zu erhalten. In diesem Fall liegt sie folglich bei 15 %. Sie wird häufig auch als Return on Equity oder ROE bezeichnet.

Ein hohes ROE bzw. eine hohe Eigenkapitalrendite kann ein Zeichen für einen Wettbewerbsvorteil sein.
Umso höher die Eigenkapitalrendite eines Unternehmens ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Unternehmen ein starkes substanzielles Wachstum erreicht und der innere Unternehmenswert ansteigt. Diese Wertsteigerung sollte in Zukunft vom Aktienkurs honoriert werden, mit dem wir profitieren wollen. Soweit die Theorie.
So kann eine niedrige EKR auf eine Überbewertung der Aktiva (wie Maschinen oder Immobilien) hindeuten. Dies birgt die Gefahr, dass in der Zukunft eine Wertberichtigung vorgenommen werden muss. Es kann jedoch genauso gut sein, dass viel Kapital im Unternehmen unrentabel gebunden ist. Zu hohe Lagerbestände, ungenutzte Fabriken oder hohe Rücklagen wären dafür Beispiele.
Richtwerte für die EKR:
EKR > 20 % ist als positiv zu werten
EKR zwischen 10 und 20 % als neutral
EKR < 10 % ist als negativ zu werten
Zum Eigenkapital kommt in der Regel Fremdkapital hinzu. Wenn Eigenkapital mit Fremdkapital erweitert wird steigert sich im Normalfall auch die Eigenkapitalrendite. Schließlich sollte das Fremdkapital zusätzlichen Gewinn bei gleichem Eigenkapital führen. Dieses Phänomen führt zu einem Hebel und den sogenannten Leverage Effekt.
Return on Equity und das Fremdkapital
Schafft es ein Unternehmen, die Kosten für die Aufnahme von Fremdkapital zu decken und darauf zusätzlich Gewinn zu erzielen, steigt die EKR bei steigender Verschuldung. Ein zweischneidiges Schwert ist die Folge. Einerseits steigen die Gewinne weiter, andererseits müssen steigende Zinsforderungen bedient werden, was in schwierigen Situationen gefährlich werden kann. Genauso müssen in Zukunft die Gewinne weiter ansteigen um die zusätzlichen Kosten für das Fremdkapital zu decken. Im Worst Case Szenario schreibt ein Unternehmen Verluste bei steigender EKR. Das klare Beispiel einer Überschuldung.
Bei Unternehmen, die ihr Kapital gut verzinsen können ist die Aufnahme von Fremdkapital in gesundem Maße sinnvoll. In der aktuellen Niedrigzinsphase ist es nur logisch, dass die meisten Unternehmen von diesem Effekt profitieren wollen und auch tun. Was mit Unternehmen geschieht, die es nur knapp schaffen die Kosten für das Fremdkapital zu decken bei gleichzeitigem Zinsanstieg ist bedenklich. Ein Grund warum viele die Zinswende fürchten.
Damit wir derartige Unternehmen vermeiden, sollte man die EKR nur in Kombination mit dem Buchwert bzw. KBV nutzen. Dies verkleinert die Gefahr, dass man an ein überschuldetes Unternehmen gerät. Insgesamt kann sich die Eigenkapitalrendite, je nach Branche stark unterscheiden und es empfiehlt sich auch hier ein Vergleich mit den Konkurrenten.
Wer auf Kredit kauft, stottert auf Raten.
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Klaus Klages, Philosoph
Der Idealfall wäre eine maximale Eigenkapitalrendite bei keiner Verschuldung. In der Realität dagegen sieht man eher zuvor genannte Richtwerte, die zusätzlich mit Fremdkapital aufgebessert werden. Vorzuziehen sind Unternehmen mit höheren Eigenkapitalquoten. Desto höher die Eigenkapitalquote ist, desto weniger Sorgen muss man sich in Krisenzeiten um ein Unternehmen machen. So kommen auf Konzerne mit hohem Eigenkapitalanteil in geschäftsschwachen Zeiten weniger Kosten für Fremdkapital hinzu, die sich als substanzfressend herausstellen können. Damit können auch Durchhänger im Geschäft überwunden werden. Bei hohem Fremdkapitalanteil dagegen, kann dies zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden. In manchen Branchen, wie der Finanzbranche, ist eine extrem hohe Fremdkapitalquote üblich. Folgende Richtwerte gelten eher für konservative Unternehmen.

Hohes ROE führt zu hohem Geldzufluss, was wiederum für Wachstum sorgen kann.
Eigenkapitalrendite ROE für das Wachstum
Bei der EKR / ROE sollte man auch erwähnen, dass einige Untersuchungen sowohl vom deutschen als auch amerikanischen Aktienmarkt zum Schluss gekommen sind, dass kleinere Unternehmen häufig leichter gute Renditen auf ihr Kapital erzielen. Auch bei geringerer Verschuldung. Kleinere Unternehmen können oft stärker und schneller wachsen im Gegensatz zu den Big Playern. Somit kann Kapital häufig besser verzinst werden.
Hierbei spricht man gern vom sogenannten Kleinfirmeneffekt. Zudem kann man effektiver auf Marktbedingungen reagieren. Großkonzerne gleichen häufig eher Staaten, die für jede größere Handlung erst diverse bürokratische Ebenen durchlaufen müssen. Wenn Sie bereits für einen größeren Konzern gearbeitet haben, wissen Sie sicherlich wovon ich rede. Der Bürokratismus durchzieht alle Hierarchieebenen und verhindert effizientes Arbeiten. Für uns ist nur wichtig, dass wir keine Angst davor haben sollten auch in kleinere Unternehmen zu investieren. Es gibt so viele Firmen. Es wäre schade nur die Handvoll Milliardenkonzerne beachten zu dürfen. Kleinere Unternehmen haben teilweise noch ihre Wachstumsstory vor sich.
Bei der Recherche sollte ein besonderes Augenmerk auf die EKR geworfen werden, damit das Unternehmen sein Kapital ausreichend verzinsen kann und Potential für Wachstum besteht.
… wird immer
Anleger treffen über eine bestimmte Aktie häufig folgende Aussagen: Gegessen wird immer, Getrunken wird immer, Geflogen wird immer, … wird immer. Diese Aussagen sollen aus Sicht des Aktionärs die Stabilität eines bestimmten Unternehmens unterstreichen. Nur fehlt dabei ein wichtiger Aspekt. Es mag richtig sein, dass z. B. immer gegessen werden wird. Beispielsweise bei McDonalds. Doch wird auch immer bei McDonalds gegessen werden oder kann irgendwann ein anderes Unternehmen den Fastfoodanbieter in den Schatten stellen? Derartige Pauschalaussagen sollte man nicht treffen und sich eher auf eine ordentliche Eigenkapitalrendite, die im Bestfall sogar steigend ist, beziehen.
Die Eigenkapitalrendite zeigt uns wie rentabel ein Unternehmen mit seinem Kapital arbeitet und lässt Schlüsse über das bevorstehende Wachstum zu.